
Vor einigen Jahren habe ich bereits über die Familie Renk und Dandek berichtet. Der Hintergrund der Geschichte war, dass eine Enkelin auf der Ahnenforschung auf ein Sammelalbum gestoßen ist in dem ihr Opa abgebildet ist. Wie der Zufall es wollte, war noch ein weiteres Familienmitglied abgebildet, von deren Veröffentlichung niemand in der Familie etwas wusste. Den ganzen Artikel findest Du an dieser Stelle.
Aber damit ist die Geschichte noch nicht beendet, denn die Nichte kam nach ein paar Jahren erneut auf mich zu und hat die Verbindung zum Sohn vom Spieler „Renk“ hergestellt, der noch ganz besondere Unterlagen von seinem Vater hat. Er würde sich freuen wenn jemand diese Sachen zum Einen aufbewahrt und zumAnderen die Geschichte des Vaters festhält.
So bin ich schon vor einiger Zeit morgens in Richtung Saarland aufgebrochen und habe sehr interessante Stunden mit dem Sohn (Willi Renk) des besten „Linksaußen“ Schlesiens verbracht, denn das war die Meinung in der damaligen Zeit über den Spielers Hubert Renk.

„Damalige Zeit“ und „Schlesien“ lassen vermuten, dass der Spieler Renk schon vor einigen Jahrzehnten gespielt hat. Aber wer war Hubert Renk eigentlich? Bei Wikipedia ist folgendes über den Spieler vermerkt:
Hubert Renk (* 17. Dezember 1917 in Mikultschütz, Provinz Schlesien; † 27. Oktober 1966) begann in seinem Geburtsort bei den dort ansässigen Sportfreunden Mikultschütz mit dem Fußballspielen. 1938 rückte er in die erste Mannschaft auf, die mit der Namensänderung von Mikultschütz in Klausberg im Jahr 1936 auch den Vereinsnamen entsprechend angepasst hatte.
Anmerkung: In dem Sammelalbum „Hinein“ aus dem Jahr 1937 von dem ich eingangs sprach, ist er auch Spieler von den Sportfreunden Klausberg.
Seine Premierensaison im Seniorenbereich bestritt er in der Gauliga Schlesien, eine von zunächst 16, später auf 23 aufgestockten Gauligen zur Zeit des Nationalsozialismus als einheitlich höchste Spielklasse im Deutschen Reich. Im Wettbewerb um den Tschammerpokal debütierte er am 28. August 1938 bei der 1:4-Erstrundenniederlage beim BC Hartha, gegen die ihm der Ausgleich zum 1:1 in der 61. Minute gelang.
Von 1939 bis 1941 spielte er für Vorwärts-Rasensport Gleiwitz. Seine erste Saison bestritt er in der Gruppe Oberschlesien, die seine Mannschaft als Sieger abschloss und das anschließende Gaumeisterschaftsfinale gegen den Sieger der Gruppe Mittel- und Niederschlesien gewann. Sowohl das Hin- als auch das Rückspiel gegen den Breslauer FV 06 wurde mit 5:2 und 9:1 gewonnen.
Mit diesem Erfolg und der Platzierung am 30. März 1941 (der Folgesaison), an dem der Teilnehmer für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft gemeldet werden musste, nahm er an zwei aufeinanderfolgenden Endrunden teil. Er bestritt drei von vier Begegnungen der Gruppe 1b und erzielte ein Tor im ersten Gruppenspiel; als Zweitplatzierter schied er mit seiner Mannschaft 1939/40 jedoch vorzeitig aus. Ein Jahr später bestritt er das letzte Spiel der Untergruppe 1a, in dem er zwei Tore erzielte, und die beiden Gruppenfinalspiele gegen den Sieger der Untergruppe 1b, den Dresdner SC, die jeweils mit 0:3 verloren wurden. Im Wettbewerb um den Tschammerpokal kam er in der 2. Runde am 19. November 1939 beim 5:2-Sieg über Hertha BSC zum Einsatz und erzielte zwei Tore. Im Achtelfinale unterlag er mit seiner Mannschaft am 10. Dezember 1939 beim SK Rapid Wien mit 1:6. Im Jahr darauf wirkte er bei der 1:3-Erstrundenniederlage beim Planitzer SC mit.
Wenn man die Statistiken so ließt, ist es nicht verwunderlich, dass Renk auch zu Auswahlmannschaften eingeladen wurde. Neben den nachfolgend aufgeführten Auswahlspielen mit der Auswahl Schlesiens, wurde er zusätzlich zu Lehrgängen der besten Nachwuchsspieler Deutschlands eingeladen. Die Kontakte, die er in den Auswahlmannschaften gemacht hat, sollten später noch sehr wichtig in seinem Leben werden.

Auswahlmannschaft
Als Spieler der Gauauswahlmannschaft Schlesien bestritt er im Wettbewerb um den Reichsbundpokal 1938/39 vier Spiele. Nach Siegen
über die Gauauswahlmannschaften Nordmark, Ostmark und Württemberg erreichte er das Finale, das am 5. März 1939 in Dresden mit 2:1 gegen die Auswahlmannschaft Bayern gewonnen
wurde.
Erfolge
Gaumeister Schlesien 1940, 1941
Reichsbundpokalsieger 1939
Zweitbester Torschütze im Reichsbundpokal-Wettbewerb 1939 (5 Tore)
Wie zu der damaligen Zeit üblich, hat er seinen Lebensunterhalt allerdings nicht mit dem Fußball verdient, also zumindest nicht offiziell, sondern er war vielmehr als Obersteiger in der Grube in Klausberg angestellt. Seine Position hatte u.a. den Vorteil, das er im Büro eingesetzt war und sich somit bzgl. der körperlichen Anstrengungen ganz auf den Fußball konzentrieren konnte. Seine Frau war ebenfalls in der Grube als Sekretärin angestellt. Die Frau war übrigens eine geborene Dandek wodurch die familiäre Beziehung zum „Spieler Dandek“ klarer wird.
Nicht nur der monatliche Unterhalt wurde von der Grube bezahlt, sondern auch das Haus, was die Familie damals bewohnte, wurde von der Grube gestellt. Im Dorf und in Schlesien hatte der Spieler eine große Bekanntheit. Nach heutigem Verständnis würde man sicher sagen, dass er „Fußballprofi“ war, aber das war zur damaligen Zeit schlichtweg nicht erlaubt.
Renk spielte zu der Zeit, nach Aussage des Sohnes, auch mit dem Gedanken den Verein zu wechseln. Damit ist allerdings kein Wechsel innerhalb Schlesiens gemeint, die er ja gehabt hat, sondern ein Wechsel zu einem „größeren“ Verein, der auf ihn mit einem Angebot zukommen ist. Doch da hat er von einem gewissen Sepp Herberger die klare Ansage bekommen: Wenn er den Verein wechseln würde, würde er sofort aus der Auswahlmannschaft fliegen! Das war eindeutig und zur damaligen Zeit hat sich die Frage eines Wechsels danach auch nicht mehr gestellt.
Herberger war auch der Auswahltrainer unter dem Renk in den Jahren 1939/40 Lehrgänge für Nachwuchstalente absolviert hat. Das er Herberger durch einen möglichen Wechsel nicht verärgert hat, soll ihm später wahrscheinlich noch das eigene Leben retten.

Denn wie die Jahreszahlen schon zeigen herrscht Krieg in Deutschland und das geht auch nicht an den „Fußballstars“ der damaligen Zeit vorbei. So wurde Hubert Renk nach dem Finale der Gaumeisterschaft 1940 von der Wehrmacht eingezogen und sollte an die Front nach Russland. Doch da kam ihm seine geforderte Vereinstreue von Herberger zu gute, denn der hat sich dafür eingesetzt, dass der Soldat Renk nicht an die russische Front musste sondern an die Front nach Frankreich kam. Krieg ist an jeder Front schlimm, da will ich hier keine Illusionen erzeugen, aber wenn man den vielen Geschichten und Erzählungen aus dem zweiten Weltkrieg glauben schenken darf, war gerade die „Ostfront“ mit der schlimmste Ort an den man im zweiten Weltkrieg geraten konnte. Angemerkt sei an dieser Stelle noch, dass sich Herberger nicht nur für Hubert Renk eingesetzt hat, sondern für viele seiner damaligen Spieler. Die Walter Brüder aus Kaiserslautern sind ja u.a. durch ihr fußballerisches Talent auch vom Fronteinsatz im Osten verschont geblieben.
So hatte er das Glück in Frankreich eingesetzt zu sein und auch da hat er, wie so viele der damaligen Fußballspieler, weiter gespielt. Da der Ligabetrieb weitestgehend eingestellt war, wurden vornehmlich Spiele von (Militär)Auswahlmannschaften durchgeführt. In den Unterlagen ist ein Spiel von Hubert Renk an Pfingsten 1941 mit einer Militärauswahl dokumentiert.
Er hat aber im Jahr 1941 auch noch ein dokumentiertes Spiel für Gleiwitz gemacht. Am 25.05.1941 stand das Rückspiel in der Meisterschaftszwischenrunde gegen den Dresdner SC an. Dokumentiert sind 12.000 Zuschauer im Stadion Miejski w Gliwicach, mitten im laufenden zweiten Weltkrieg wohlgemerkt. Im Kicker der damaligen Zeit ist die unglaublich Anekdote dokumentiert, dass der Linksaußen Renk neben dem Torwart Mettke und Verteidiger Plener erst um 15:40 in Gleiwitz eingetroffen sind und das nachdem sie wohlgemerkt 29 Stunden am Stück (!!!) mit dem Zug aus Metz angereist sind. Das Spiel wurde dann nur 40 Minuten später um 16:20 angepfiffen, heute ein undenkbares Szenario. Sicher auch ein Vorteil für den späteren Sieger des Spiels dem Dresdner SC.
Aus der Zeit in Metz muß ein Foto stammen, das den Fußballspieler Renk zeigt auf deren Rückseite „FC Metz“ steht. Spannend ist, dass es das Foto öfter im Nachlass gibt, wodurch man den Eindruck bekommen könnte, das es sich um ein Sammelbild oder eine frühzeitliche „Autogrammkarte“ handeln könnte. Bedauerlicherweise habe ich über die Zeit in Metz nichts in Erfahrung bringen können. Weder in Statistiken noch beim FC Metz selber. Die damalige Besatzungs- und Übergangszeit wird vom Verein nicht veröffentlicht und meine diversen Anfragen führten leider nicht einmal zu einer Antwort. Also wenn Du aus dieser Zeit irgendwelche Aufzeichnungen hast, die das Bild über den Spieler Renk weiter vervollständigen melde Dich gerne bei mir!
Renk selber war anschließend für sechs Jahre in französischer Kriegsgefangenschaft.
Wikipedia:
Als im Frühjahr 1945 in Schlesien eine polnische Verwaltung eingerichtet wurde, blieb die Familie wie Hunderttausende anderer Einwohner des oberschlesischen Industriereviers von Vertreibung und Zwangsaussiedlung ausgespart, da die Fachkräfte in den Fabriken und kommunalen Betrieben gebraucht wurden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs absolvierte er 1949 und 1950 zwei Spielzeiten für den ZKS Szombierki Bytom, einen Verein aus dem vormaligen Schomberg bei Beuthen, in der 1. Liga.
Wie bei Wikipedia richtig vermerkt, war Renk nach seiner Rückkehr noch zwei Jahre als Spieler in der ersten Liga aktiv. Szombierki war zur damligen Zeit im oberen Tabellendrittel angesiedelt und hat auffällig viele Tore geschossen. Ob das explizit auf den Linksaußen Renk zurück zu führen ist kann ich leider nicht belegen.
Der Familie geht es allerdings nicht mehr so gut in der „Heimat“, da keiner von Ihnen die neue Amtssprache polnisch spricht. Der Sohn Willi Renk erzählte mir, dass zu Hause ausschließlich Deutsch gesprochen wurde und er sogar extra zum Deutschlernen für zwei Jahre zur Familie Dandek nach Bayern geschickt wurde. (Ist ja auch verständlich, spricht man in Bayern doch das klarste Hochdeutsch was man sich denken kann ;-). Die kleine Spitze sei an dieser Stelle als Niedersachse, der jetzt bald 18 Jahre in Bayern lebt, erlaubt.)
Auch die Oma, die viel die Erziehung der Kinder übernommen hat, sprach ausschließlich deutsch. So sprach keiner richtig polnisch, was das für die Kinder in der Schule bedeutete mag ich mir inkl. der generellen Abneigung gegenüber den „Deutschen“ gar nicht vorstellen. Die Mutter hat extra einen Kurs an der Abendschule besucht um polnisch sprechen zu können, das sollte aber für die „Polen“ nie ausreichend sein. Sie waren und sind deutsche Staatsbürger und genauso hat man sie auch immer gesehen und behandelt.
Hubert Renk ist dem Fußball auch nach der eigenen Spielerkarriere treu geblieben, und zwar als Trainer. Den größten sportlichen Erfolg, den ich gefunden habe, war der Gewinn der Meisterschaft mit der von ihm trainierten Studentenauswahl im Jahr 1954/55.
Pokal der Studentenauswahl sowie der Ausweis von Hubert Renk
Aus dem Jahr 1954 ist auch noch eine interessante Anekdote vom Sohn berichtet worden. Nach dem überraschenden Gewinn der Weltmeisterschaft der deutschen Nationalmannschaft in der Schweiz unter dem Trainer Herberger, war es für den Spieler und ehemaligen Weggefährten Renk natürlich obligatorisch ein Glückwunschtelegramm an seinen ehemaligen Förderer zu schicken. Doch dabei hat er wohl nicht bedacht, dass die politische Lage inzwischen eine ganz andere war und er durch seinen „Staatenmix“ einer besonderen Beobachtung unterlag. So kam es wie es kommen sollte, das Telegramm wurde abgefangen und die gesamte Familie Renk zur Rede gestellt. Auch der damals acht jährige Sohn Willi wurde befragt. Durch die Auflösung das Hubert Renk selbst Spieler unter Herberger war, hat die Polizei es am Ende „kapiert“, das Telegramm aber dennoch nicht „durchgelassen“.
Der Sohn Willi hat das Fußballspielen auch begonnen, doch leider stand die Beziehung mit dem Trainer und Vater unter keinem guten Stern. Denn gibt es doch in den meisten Fällen nur zwei Arten von (Vater)Trainern. Einmal gibt es die, die dem eigenen Schützling alles durchgehen lassen und ihn immer bevorzugen und auf der anderen Seite den, der immer mehr von seinem Kind verlangt als von allen anderen. Im Hause Renk war die Rolle des „strengen“ Trainers klar gegeben. Und so wurde aus dem spielenden Sohn nie der gewünschte „bessere Fußballspieler als er selbst war“ geschweige denn der von Hubert Renk gewünschte zweite Sigi Held.
So lebte die Familie Renk ein klassisches Leben einer deutschen Familie im „neuen“ Polen, wenn auch sehr stark vom Fußball geprägt. Eine Ausreise nach Deutschland wurde nie genehmigt, auch wenn die Familie es immer wieder angestrebt hat.
In dieser Zeit startet im Dezember 1961 auch eine Korrespondenz zwischen der Familie Renk und Sepp Herberger. Bedauerlicherweise gibt es keinen Abzug vom Schreiben der Frau Renk, aber anhand der Antwort von Herrn Herberger lässt sich der Wunsch aus dem Schreiben ableiten. Schreibt Herberger doch davon, dass er nicht Erfinder eines Tischfußballspiels gewesen sei und dieses leider auf die Schnelle nicht kurzfristig zum Weihnachtsfest zusenden könne. Was ich aus fußballerischer Sicht sehr schön finde, ist die dokumentierte Mitgliedschaft Hubert Renks zur deutschen Nationalmannschaft! Was aus dem Schreiben leider auch hervorgeht ist der Schicksalsschlag den die Familie Renk erlitt. Hubert Renk hat bedauerlicherweise mit nur 44 Jahren einen Schlaganfall erlitten, wodurch natürlich die Einkommensseite aus der Trainertätigkeit der Familie immens geschrumpft ist. Denn dadurch war die aktive Arbeit im Fußball vorzeitig und abrupt beendet. Der einzig positive Nebeneffekt war, dass der Schicksalsschlag im Jahr 1963 endlich die ersehnte Möglichkeit bringen sollte nach Deutschland auszureisen. Durch die nun notwendige medizinische Betreuung wurde die Ausreise gewährt. So kam es, dass der mittlerweile 16 jährige Sohn Willi mit seinem kranken Vater, seiner Mutter sowie mit seiner Schwester und Bruder nach Deutschland ausreisen durften. Und so landete die fünfköpfige Familie im saarländischen Flüchtlingslager Lebach oder besser gesagt in der Landeswohnsiedlung für Vertriebene und Flüchtlinge, denn so wurde das Lager in einem Beitrag des SR aus dem Jahr 1961 betitelt, der heute noch in der ARD Mediathek hier zu finden ist.
Der Kontakt zu Herberger ist fortan nicht mehr abgerissen. Durch die neue Anschrift in Deutschland gestaltete sich die Zustellung der Briefe auch als nicht mehr so problematisch. Ist die Korrespondenz von der ab 1966 bei der Gemeinde bzw. im Stadtbüro arbeitende Frau Renk, so schön festgehalten, fehlen gerade zwischen Dezember 1962 und Juni 1964 anscheinend einige Schreiben, die nach Ausführungen der vorhandenen Briefe nicht zugestellt worden sind.
Im Schreiben vom 29. Juni 1964 ist zum ersten Mal von einer finanziellen Unterstützung über 50,- DM von Sepp Herberger an die Familie Renk die Rede. Aber das sollte für Herberger nicht das Ende seiner Unterstützung darstellen. Denn schon am 10.Juli 1964 nimmt er Bezug auf ein Gespräch mit Herrn Dr. Georg Xandry (früherer DFB Generalsekretär und im Jahr 1964 Sachbearbeiter im Sozialausschuß des DFB), aus dem hervorging, dass auch der zuständige Landesverband im Saarland in Anspruch genommen werden soll. Darüber hinaus verweist er auf staatliche Stellen die „sie“ angehen werden, sobald die Unterlagen vom Landesverband Saarland vorliegen.
Und so kam es wie angekündigt nicht einmal einem Monat nach der Zahlung durch Herberger am 21.07.1964 zu der Ankündigung der Zahlung von 250,- DM durch den DFB Sozialausschuß an die Familie Renk. In dem Schreiben wird auch noch mal auf die Teilnahme an den Lehrgängen 1939/40 Bezug genommen. Unterschrieben ist das Schreiben von Herrn Dr. Xandry. Um die Zahlung ein wenig ins Verhältnis setzen zu können: Der durchschnittliche Monatslohn betrug im Jahr 1964 366,- DM (Männer 418,- und Frauen 254,- DM -> Quelle Destatis).
Der Geldbetrag ist binnen weniger Tage eingegangen. Das Dankschreiben vom 26.07.1964, eines der wenigen vorhandenen Schreiben in Kopie der Frau Renk, bestätigt bereits den Eingang des Geldes. Aber das sollte beileibe nicht die letzte großzügige Zahlung durch den DFB sein.
Im Herbst des Jahres am 3.11.1964 meldet sich der Saarländische Fußball Verband durch den Geschäftsführer Erich Nagel, dieser verweist aber nur auf die Bearbeitung in dieser Angelegenheit durch den DFB.
Aus dem Dankschreiben von Frau Renk vom 28.12.1964 an den DFB in Person von Herrn Dr. Xandy geht die Unterstützungssumme von 500,-DM zu Weihnachten hervor. Vom „Timing“ konnte der Geldsegen nicht besser sein, da die Familie gerade in eine neue Wohnung gezogen ist. Leider hat sich gemäß dem Schreiben von Frau Renk der Zustand von Hubert Renk zu diesem Zeitpunkt weiter verschlechtert. Eine Hilfe beim Umzug durch ihn war aufgrund der Verfassung undenkbar. Diese Mitteilung veranlasste Sepp Herberger, obwohl er „viel unterwegs ist“, am 28.05.1965 in seinem Schreiben um Rückmeldung wie denn die aktuelle Situation um „Hubert“ ist.
Ein Jahr später am 07.04.1966 ist der letzte Brief Herbergers mit dem Wort des Dankes für die erhaltenen Geburtstagswünsche an Hubert Renk dokumentiert, in dem er sein Mitgefühl gegenüber der Verfassung zum Ausdruck bringt. Zusätzlich gibt er das Versprechen eines Besuches „wenn es zeitlich ausgeht“.
Zu diesem Besuch ist es allerdings nicht mehr gekommen, da Hubert Renk am 27.10.1966 noch vor seinem 49. Geburtstag an den Folgen des Schlaganfalls verstorben ist. Am 02.11.1966 erhielt die Familie Renk ein Beileidsschreiben vom DFB in Person von Herrn Dr. Xandry mit dem Bedauern das leider niemand (!) vom DFB an der Beerdigung teilnehmen konnte aber eine finanzielle Beihilfe folgt. Diese ging dann auch kurzfristig ein, da am 10.11.1966 im Dankschreiben von Frau Renk an Dr. Xandry von einer 500,- DM Zahlung die Rede ist. In dem Schreiben verweist sie auf ihre Mittellosigkeit und der Tatsache, dass sie die Beerdigung auf „Borg“ (auf pump würde es wohl heute heißen) durchgeführt hat. Durch die Zahlung vom DFB hat sie keine Schulden mehr von der Beerdigung übrig gehalten. Weiter schildert sie auch noch den schlechten Gesundheitszustand von Hubert Renk inkl. seiner letzten Tage vor dem Tod. Sie beschreibt, dass er hat auch noch die Weltmeisterschaft 1966 in England am Fernsehen verfolgt hat, was allerdings seinen Zustand wohl eher verschlechtert hat. Zu ihrer finanziellen Situation schreibt sie, dass Sie ab sofort nur noch 60% der Rente ihres Mannes bekommt, wodurch es nun zwingend erforderlich werden wird, dass sie arbeiten geht um den ältesten Sohn bei seinem Mathematikstudium zu unterstützen.

Kurz vor Weihnachten am 11.12. des Jahres erläutert Frau Renk Herrn Dr. Xandry ihre sehr persönliche Situation in dem sie erläutert, dass sie mit Ihren Kräften am Ende ist. In den Ausführungen über die Grabpflege schwingt dabei die Sehnsucht nach ihrem Mann mit. Das Geld was pünktlich zum Geburtstags Hubert Renks vom DFB eingegangen ist, war wie immer sehr gut terminiert um die Kosten der Grabpflege und die Ausgaben für die Kinder bewältigen zu können. Die Tochter ist zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt. Des weiteren verweist sie auf eine Stellenausschreibung der Standortverwaltung am Ort.
Sechs Tage später kondolierte dann auch Sepp Herberger inkl. einer Entschuldigung, dass er sich so lange nicht gemeldet hat. Interessant ist, dass das Schreiben zum ersten Mal nicht auf DFB Briefpapier erfolgte.
Zum Ende des ersten Quartals 1967, am 28.03., erhielt Frau Renk ein kurzes Dankschreiben von Herrn Herberger für die Geburtstagswünsche zu seinem 70. Geburtstag.
Das nächste dokumentierte Schreiben stammt dann schon vom Ende des Jahres. Am 21.12.1967 schrieb Frau Renk an Herrn Dr. Xandry den Dank für die erhaltene Zahlung. Sie geht darauf ein, dass ihr Hubert 50 Jahre alt geworden wäre und die Zahlungen gerade die vielen Nebenausgaben zu Weihnachten gut ausgleichen. Die in dem Schreiben einem Jahr zuvor angekündigte Stelle hat sie nicht angetreten. Sie spricht davon, dass sie das trotz der Fürsprache durch Dr. Xandry nicht gemacht hat, weil sie zu krank ist. Zusätzlich verweist sie darauf, dass die Ausbildungshilfe für ihren studierenden Sohn (240,-DM monatlich -> heute Bafög) bei Antritt der Stelle entzogen worden wäre und sie alles mit ihrem Lohn hätte bezahlen müssen. Unterm Strich wäre so nichts übrig geblieben. Zusätzlich wären die 11 jährige Tochter und der andere Sohn (Willi) dann alleine gewesen und diese kein „warmen Nest“ mehr gehabt hätten.
Bis zum April des Folgejahres muß es noch ein weiteres Schreiben mit einer Herausforderung des ältesten Sohn an Herrn Dr. Xandry gegeben haben, da dessen Sekretariat am 29.04.1968 darauf verweisen, dass sie das Anliegen an den Präsidenten des Saarländischen Fußballverband Hermann Neuberger weitergegeben haben. Dieses Anliegen hatte sich allerdings bereits erledigt, da Frau Renk sich am 08.05.1968 für die Unterstützung bedankt und darauf verweist, dass der Sohn bei einer Versicherung anfängt zu arbeiten, was ihr „viel Druck nimmt“.
In der angekündigten Kontaktaufnahme durch den Saarländischen Fußball Verband am 14.05.1968 kommt es zu der netten Anekdote, dass der Geschäftsführer Kurt Doub Herrn Dr. Xandry mit seinem gängigen Spitznamen „Schorsch“ und nicht seinem Dr. Titel benennt. Er verweist in dem Schreiben darauf, dass die Daten an den Minister Triem (SPD Politiker) weitergegeben worden. Dieser meldet sich mit seinem Schreiben nur einen Tag später und bittet um eine Terminvereinbarung durch Frau Renk oder dem Sohn, nachdem der Saarländische Fußballverband den Fall vorgestellt hat. Auch dem Minister für Arbeit und Soziales Saarbrücken dankt Frau Renk am 20.05.1968 für die zugesagte Unterstützung und verweist auf das inzwischen durch Arbeitsantritt des Sohnes erledigte Anliegen. Im Nachgang kann man daher vermuten, dass es sich bei der ursprünglichen Anfrage von Frau Renk um eine Arbeitsstelle für den Sohn gehandelt haben müsste.
Danach werden die dokumentierten Kontakte weniger. Am 16.12.1969 bedankte sich Erna Renk erneut beim DFB (Dr. Xandry) für die erneute Unterstützung. Vermutlich stammt auch eine undatierte Weihnachtskarte von Sepp Herberger aus dem Jahr 1969 oder 1970, da für das Jahr 1971 eine weitere datiert ist. BIs zum nächsten Schreiben vom ehemaligen Bundestrainer vergehen 2,5 Jahre. Am 01.06.1974 schickt er an Frau Renk beste Grüße an die Kinder und Enkelkinder und verweist darauf, dass er Hubert stets in bester Erinnerung haben wird. Zusätzlich gibt er den Hinweis auf den Tod von Herrn Dr. Xandry und der damit verbundenen Frage ob noch Unterstützung gezahlt wird, wie es bisher doch „gang und gäbe“ war. Am Nikolaustag des Jahres folgten dann Weihnachtswünsche von Herrn Herberger an die Familie. Eine mögliche Korrespondenz dazwischen ist nicht dokumentiert.
Generell werden die Schreiben kürzer und begrenzen sich hauptsächlich auf das Aussprechen des Dankes oder den von besten Wünschen, so auch am 28.03.1976 für die Geburtstagswünsche. Der letzte längere Brief von Herberger stammt vom 18.08.1976, zum ersten Mal in diktierter Form und ohne Unterschrift. Er beinhaltet die Erinnerungen an den Sportsmann Hubert Renk, der sicher (aktiver) Nationalspieler gewesen wäre, nur aufgrund der Kreigssituation nicht wurde. In dem Brief wird auch die Hoffnung auf eine persönliche Begegnung geäußert. Zu dieser soll es allerdings nicht mehr kommen. Denn es folgt „nur“ noch am 01.12.1976 eine Weihnachtskarte von Sepp Herberger verbunden mit den besten Wünsche für das Jahr 1977. Zu diesem Zeitpunkt wusste er selbst noch nicht, das er das Jahr 1977 nicht mehr überleben sollte. So ist „nur“ noch eine Dankeskarte für die Anteilnahme am Tod Sepp Herbergers aus dem Juni 1977 in den Unterlagen vorhanden.
Damit endet auch der rege briefliche Austausch zwischen der Familie Renk und dem DFB. Einzig Auszahlungsqittungen aus den Jahren 1979, 1980 und 1981 über jeweils 200 DM sind aus den Folgejahren noch vorhanden. Am 21.01.1983 erfolgte nach fast zwanzig jähriger Unterstützung durch Sepp Herberger, dem DFB und der Sepp Herberger Stiftung, unter dem Hinweis das die Kinder inzwischen erwachsen sind, die Einstellung der Zahlungen durch die Sepp Herberger Stiftung.
Aber nicht nur mit den offiziellen Stellen (DFB etc.) herrschte Kontakt zum Fußball durch Hubert und der Familie Renk.
So existieren zwei Briefe des langjährigen Trainers Fritz Langner an Hubert Renk. Er schrieb am 24.07.1964, als frischer Schalke Trainer, dass er versuchen will ihn Hubert beim Spiel gegen Neuenkirchen zu besuchen. Er sieht es aber als sehr schwierig an, da er so viel um die Ohren hat, weil alles auf ihn „einstürmt“. Einen Monat später am 31.08. schrieb er Hubert einen weiteren kurzen Brief inkl. einer Anstecknadel von Schalke 04 mit dem Hinweis, dass er selbst nur ganz wenig Zeit für sich und seine Familie hat.
In den Unterlagen findet sich auch noch eine Postkarte aus dem Sommer 1964 aus Wien. Diese ist u.a. unterschrieben von seinem ehemaligen Mitspieler in der schlesischen Auswahl, vom siegreichen Spiel 1939 gegen die Bayerische Auswahl, Georg Wostal (u.a. polnischer Nationalspieler) und seiner Frau. Versehen ist die Karte mit diversen Unterschriften und den besten Wünschen von weiteren Schomberger Sportkameraden nebst Frauen (Schomberg -> ehemalige Gemeinde im Landkreis Beuthen in Oberschlesien, nach 1945 Szombierki, Polen, heute Stadtteil von Beuthen).
Eine gut datierbare Karte des 1. FC Köln mit den Kaderunterschriften (Faksimiliert) ist auch noch Bestandteil der Unterlagen. Befindet sich doch die Unterschrift des ersten Brasilianers der Bundesliga „Zeze“ auf der Karte. Somit muß die Karte aus der Saison 1964/65 stammen.

Zusätzlich befinden sich viele Zeitungsartikel aus der eigenen aktiven Zeit als Spieler und Trainer Hubert Renks aber auch vom jeweiligen aktuellen Geschehen. Dabei sind viele Unterlagen zu Herberger aber auch von Jupp Derwall Bestandteil des Konvoluts. Als weiteres kleines Highlight sehe ich u.a. das Programmheft von der Schlesischen Meisterschaft 1940 vom Spiel FV. Breslau 06 gegen VR. Gleiwitz. Davon dürften nicht mehr wirklich viele Exemplare im Umlauf sein.
Ich bin jedenfalls sehr Dankbar, dass mir der jüngste Sohn von Hubert Renk, Willi Renk, diese Unterlagen unvertraut hat und hoffe u.a. mit diesem Artikel das außergewöhnliche Leben des Fußballers „Renk“ erhalten zu haben. Denn manchmal ist es doch sehr positiv, dass das „Internet nicht vergißt“ oder wie siehst Du das? Es ist eine sehr tragische Geschichte, auch wenn ich die Unterstützung des DFB außerordentlich positiv sehe und das ist in diesen Tagen, wenn man etwas vom DFB liesst oder hört, ja nicht selbstverständlich. Ich werde den Nachlass jedenfalls in Ehren halten.
In der Familie selbst besteht aktuell kein Interesse an den Unterlagen. Der ältere Bruder (Mathematiker), von dem des öfteren die Rede ist, ist wie die Mutter bereits verstorben. Die Schwester ist aktuell nicht an den Dingen interessiert. Falls sich das ändern sollte ist es für mich natürlich selbstverständlich die Sachen an die Familie zurück zu geben.
Mein besonderer Dank an dieser Stelle gilt noch Slawo für die polnischen Übersetzungen, Hagen für das Verifizieren der Unterschriften und Mariusz für das zusätzliche Material über den Spieler Renk.
Beim Schreiben kam mir immer wieder der Gedanke wie oft wohl ähnliche Lebensgeschichte vorgekommen sind und wie viel Unterstützungen über die Jahre durch den DFB und seine Stiftungen erfolgt sind. Was mir noch einmal wieder bewußt geworden ist, dass ein Krieg die Lebensgeschichte eines hochtalentierten Sportlers auf die falsche Bahn gebracht hat. Das ist damals vielen passiert und passiert auch heute noch in einer Vielzahl von Schicksalen. Daher ist es doch endlich an der Zeit die unnötigen Kriege auf der Welt, die fast ausschließlich durch das Streben nach noch mehr Macht und Geld getrieben werden, zu beenden!
Ich bedanke mich das Du bis hier hin gelesen hast und freue mich über ein Feedback. Ich wünsche Dir nun viel Spaß beim Kicken, denn für mich wird es nach der langen Ausarbeitung nun wirklich wieder Zeit. Also bis bald, bleib gesund und spiel Fußball.
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