Am vergangenen Wochenende war ich mal wieder unterwegs und mein Ziel war die Sportschuhhochburg in Deutschland. Natürlich kann es da bekanntlich nur einen Ort geben und zwar Herzogenaurach. Immer wieder faszinierend, das zwei solch bekannte globale Firmen wie Adidas und Puma ihren Ursprung im beschaulichen Herzogenaurach haben.
Anlass meines Besuches war die Übergabe von alten Gesellschaftsspielen an den Leiter des Stadtmuseums Christian Hoyer, die von meiner Sammlung ans Museum übergegangen sind. Meinen Besuch habe ich dabei so geplant, dass ich mir die aktuell noch laufende Sonderausstellung über die Dasslers anschauen konnte.
Für mich und meine Begleiter war es natürlich umso schöner eine Führung vom Leiter des Hauses bekommen zu haben.
Die Ausstellung ist in dem für sich schon aussergewöhnlich schönem und vor allem alten Gebäude sehr gut angeordnet. Die Sonderausstellung beginnt im sehr schönen alten Keller des Gebäudes mit dem Ursprung der Familie Dassler bzw. Daßler und den Eltern von Adi (Adidas) und Rudi Dassler, die ihren Söhnen viele Eigenschaften mit in die Wiege gelegt haben. Als kleine Auswahl sei bei Adi da u.a. das handwerkliche Geschick, was eindeutig auf seinen Vater, einen der letzten Tuchmacher Herzogenaurachs, Christoph Daßler zurückzuführen ist. Das kaufmännische Geschick, was ja immer wieder eher Rudi zugesprochen wird, ist dagegen eindeutig von der Mutter Pauline Daßler mitgegeben worden. Trug sie mit ihrer „Bügelanstalt“ nicht unwesentlich zum Lebensunterhalt der Familie bei und nutzte für ihren Erfolg „Marketinmaßnahmen“, die zur damaligen Zeit nicht an der Tagesordnung waren.
Im Ausstellungsraum erfährt man darüber hinaus noch einiges über die Situation des Schuhmacherhandwerks und den generellen Herausforderungen der damaligen, gerade in Deutschland finanziell schweren, Zeit, Stichwort Hyperinflation.
Im nächsten Abschnitt der Sonderausstellung im Erdgeschoß findet man im ersten Raum alles über die allgemeine Sportleidenschaft der Gebrüder Dassler. Eigentlich gab es keine Sportart die sie zur damaligen Zeit nicht ausgeführt haben, obwohl übers klassische Reiten habe ich nichts gefunden, wobei ein Pferd besser gesagt ein Pauschenpferd der Turner in dem Raum schwer zu übersehen ist.
Neben den diversen Erfolgen in den einzelnen Sportarten wird aber auch wieder auf die Geschichte der Familie Bezug genommen. So erfährt man u.a. das der älteste Bruder ebenfalls als Unternehmer mit einer Lederhosenfabrik tätig war und der Vater als Hauptinitiator des Stadtmuseums sehr viel seiner wenigen Freizeit in den Räumlichkeiten des Museums verbracht hat. Dort wurde er natürlich von seinen Söhnen besucht, die sich dann auch im Gästebuch verewigt haben.
Eine außergewöhnliche Geschichte in den Räumlichkeiten abseits der Familie Dassler ist die über die Schwimm-Pionierin Mercedes Gleitze. Die erste Engländerin, die den Ärmelkanal durchschwommen hat, hat ihre Wurzeln durch Ihre Mutter, die in der Sportschuhstadt geboren ist, ebenfalls in Herzogenaurach. Eine außerordentlich spannende und gerade für die damalige Zeit sehr ungewöhnliche Lebensgeschichte.
Der dritte und letzte Raum hat dann ganz die Sportschuhfabrik „Dassler“ im Fokus. Hier stehen alle Themen rund um Kontakte zu anderen Sportartikelherstellern, wie die Firma „Berg“, über diese habe ich hier auch schon geschrieben, dem „Funktionär“ Josef Waitzer sowie den Verbindungen zu den Spitzensportlern der damaligen Zeit wie Jesse Owens oder den Fußballnationalspielern Heiner Stuhlfauth oder dem ebenfalls aus Herzogenaurach stammenden Baptist Reimann.
Nicht ausser acht gelassen werden aber auch die wirtschaftliche Situation u.a. mit dem entgegen den Trend des Firmenabbaus der weitere Ausbaus in der damaligen schwierigen Zeit. Auch die Umstellung der Produktion im zweiten Weltkrieg wird natürlich thematisiert.
Mit dem Ende des Krieges endet auch die Sonderausstellung „100 Jahre Gebrüder Dassler“. Denn wie weitläufig bekannt erfolgte anschließend die Zerteilung der Sportschuhfabrik Dassler in die Unternehmen Adidas und Puma, verbunden mit einer hohen Rivalität in der Stadt des gesenkten Kopfes (aufgrund des Blickes auf die Schuhe des Gegenübers).
Um der vielen Theorie etwas Aktualität zu verschaffen sind wir im Anschluß noch mit Herrn Hoyer durch die Altstadt gegangen und haben uns die z.T. vielen erhalten Orte der Geschichte noch zusätzlich „Live“ angeschaut.
Kurzum es waren sehr gelungene Stunden im Zeichen der Familie Dassler, bei der man nichts von der Rivalität der Unternehmen der vergangenen Jahrzehnte mitbekommen hat. Dabei sei auch lobend zu erwähnen, dass bei der Eröffnung die „CEO´s“ partnerschaftlich die Ausstellung eröffnet haben und die Archivabteilungen der Häuser das Museum unterstützt haben. In der Ausstellung wird man aber nicht gewahr, wer welches Exponat zur Verfügung gestellt hat, was meines Erachtens ein ganz toller Schachzug ist.
Also ich empfehle Dir auf jeden Fall einen Besuch des Museums und wenn Du es noch kurzfristig einrichten kannst, natürlich gerade auch die „erfolgreichsten Sonderausstellung des Hauses“, die bis zum 26.01.2025 verlängert wurde. Eine Reise nach Herzogenaurach sollte nicht in den Outletcentern der Unternehmen in der Nähe der Autobahn enden, ein Besuch der Altstadt und des Museums lohnt sich auf jeden Fall. Dann erfährst Du auch die Antwort auf die Frage: heißt es nun Daßler oder Dassler, beide Varianten sind im aktuellen Telefonbuch der Stadt zu finden. Falls Du eine Vermutung hast freue ich mich über Deinen Tipp an dieser Stelle oder auf den diversen Social Media Kanälen. Ich werde mich nicht nur wegen der tollen Schneekugel immer sehr gerne an den tollen Tag erinnern.
Also viel Spaß beim nächsten Museumsbesuch und denk daran bleib gesund und spiel Fußball.
Kommentar schreiben