Ja jetzt ist die Wies´n schon wieder eine Woche her und auf der Theresienwiese wird fleißig abgebaut. Wie jedes Jahr war das Spektakel in der ganzen Stadt sehr groß, aber am Ende ist es, entgegen vieler Befürchtungen, eine friedliche Wies´n geblieben.
Auch ich war heuer wieder draussen auf der Wies´n, wenn auch ausschließlich beruflicher Natur.
Tja und was macht man wenn man seinen Kunden begegnet, richtig man kleidet sich entsprechend. Und so habe ich dieses Jahr zum ersten Mal meinen Charivari angelegt.
Der ein oder andere wird jetzt ggf. mit der Stirnrunzeln und sich fragen von was denn die Rede ist. Keine Angst bevor wir ins bayerische Exil gegangen sind, konnte ich damit auch sehr wenig anfangen.
Das Charivari ist, wenn ich es einmal ganz platt formuliere, ein Schmuckstück für den Mann, was vor dem Lederhosenlatz getragen wird. Man kann es aus meiner Sicht ganz gut mit einem „Bettelarmband“ vergleichen, also eine Kette (meist aus Silber) an dem verschiedene Anhänger montiert sind. Meist handelt es sich dabei um Jagdtrophäen gemischt mit Münzen.
Über den genauen Ursprung gibt es viele Legenden, aber wie so oft im Leben nicht die eine Wahrheit. Eine für mich schlüssige ist die, dass früher die Bauern, denen es vom Adel nicht erlaubt war Schmuck zu tragen, sich Ihren eigenen Schmuck gesucht haben, um sich vom Nachbarn ein wenig abzugrenzen und das Festtagsgewand ein wenig aufzuwerten. Der Adel konnte sie daran ja wohl wenig hindern, handelte es sich aus ihrer Sicht bei Grandeln (verkümmerten Geweihen etc.) sicher nicht um Schmuck im klassischen Sinne. Das Wort Charivari kommt übrigens aus dem französischen und bedeutet so viel wie Lärm, Radau oder Spektakel. Passt also hervorragend zur Wies´n oder was meinst Du?
Aber wie kam ich jetzt zu meinem Einzelstück? Vererbt werden konnte mir keines, da wir ja als Zugereiste keine Vorfahren haben, die mir eines hätten überlassen können. Bei einem Austausch mit meinem lieben Sammlerfreund Herbert vom Lederhosenwahnsinn kam ich dann auf die Idee mir selbst eines zu erstellen. Denn der Herbert brachte aus seiner Erfahrung noch mal zum Ausdruck, dass es aus seiner Sicht nicht wichtig ist bei den Gegenstände eine „Norm“ zu erfüllen sondern vielmehr das es für einen selber steht und eine eigene Geschichte erzählt.
Damit war ich überzeugt und motiviert mir auch endlich ein entsprechendes Schmuckstück zu erstellen, denn einfach eines zu kaufen lag mir doch sehr fern. Das der Schmuck in meinem Fall einen Fußballbezug hat, ist wohl wenig überraschend, auch wenn mir nachgesagt wird mich mittlerweile mehr dem eiförmigen Ball zu beschäftigen.
Herbert konnte mich mit seinem unendlichen Fundus an Ketten, Münzhaltern und auch Anhängern unterstützen, wodurch der Grundstock schon einmal vorhanden war. So habe ich eine angemessene Kette an der ich mich für vier Münzhalter entschieden hab.
Auf der linken Seite befindet sich eine Münze von der Weltmeisterschaft 2006 von dem Austragungsort „Hannover“. Gerade das Turnier im eigenen Land wird für mich immer mit vielen positiven aber auch negativen Erinnerungen in Verbindung bleiben. Die Stadt Hannover durch die vielen Jahre dort sowieso.
Neben der ersten Münze befindet sich der erste „Hauer“ einer Wildsau. Die habe ich zum einen aus dem optischen Aspekt gewählt und zum Anderen weil dadurch auch eine Verbindung zum Football entsteht. Liebe Grüße gehen nach Fürstenfeldbruck.
Die zweite Münze ist von der WM 1970 und ziert das Konterfei von Franz Beckenbauer, wie an dieser Stelle schon öfter angeführt, hat gerade der Fußballer Beckenbauer für mich eine große Bedeutung, was ja auch am Sammlungsnamen „Keckenbauer“ unschwer zu erkennen ist.
Daneben kommen wir zu einer für mich typischen Trophäe. Es handelt sich nämlich um einen alten Lederstollen, der früher unter die Fußballschuhe genagelt wurde. Ich habe die Nägel allerdings ein wenig abgestumpft, da mir die Verletzungsgefahr doch ein wenig zu groß erschien.
Und schon sind wir in der Mitte der Kette angelangt. Dort ziert das Adidas Trefoil die Kette, was mich gerade an meine Anfangszeit als Sammler erinnert, waren doch gerade die Adidas Fußballschuhe aus den 1970 und 1980ern einmal der Ursprung meiner Sammlung, wovon bekanntlich nicht mehr viele übrig geblieben ist. Das Trefoil paßt da meines erachten super als Repräsentant, da es selbst in den 1970ern herausgebracht wurde.
Ebenfalls in der goldenen Mitte befindet sich ein kleiner goldener Fußball, in der Form der Bälle der 1940er Jahre. Er bildet das sehr gute Gegenstück zum Trefoil, da er sehr gut für die Zusammensetzung der aktuellen Sammlung steht.
Da für mich von Anfang an feststand mein Charivari symmetrisch aufzubauen, da ich ein Freund von Struktur bin, geht es jetzt wieder mit einem Lederstollen weiter an dem eine weitere Münze anschließt.
Bei der Münze handelt es sich um eine Münze aus dem Jahr 1969 mit dem Konterfei von Gerd Müller. Für mich war und ist er der beste Stürmer aller Zeiten. Und in meiner ersten aktiven Fußballsaison wollte ich ein Gerd Müller sein und habe als „Bambini“ noch Stürmer gespielt, wobei das haben wir ja damals irgendwie alle! ;-) Der Gerd ist auch für meine Lieblingszahl der „13“ verantwortlich, da ich sie durch ihn immer als Trikotnummer haben wollte.
Es folgt ein weiterer Hauer bevor eine Münze von der Weltmeisterschaft 1994 den krönenden Abschluss meines Schmuckstückes macht. Die Weltmeisterschaft 1994 ist für mich nämlich die erste an die ich mich wirklich erinnern kann, dass ich die Spiele auch gesehen habe. Was in meinem Jahrgang relativ spät ist, da die meisten sich natürlich schon an die WM 1990 erinnern, von der ich aber leuder nichts mitbekommen habe.
So das war die kleine Vorstellung meines kleinen Schmuckstücks, was ich mit meiner Tracht nun Stolz durch die Gegend trage.
Was meinst Du: absolut angemessen oder eher falsch abgebogen? Eine der ersten Reaktionen, die ich bekommen habe war: „Würde Dir gerne mal wieder sagen was für ein verrücktes Huhn Du bist“ und ich muß sagen ein besseres Kompliment hätte ich mir gar nicht wünschen können.
Also in diesem Sinne bleib gesund und spiel Fußball.
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