Wie ihr wisst liegt mir nicht nur die Fußball-Geschichte am Herzen, sondern auch das Wohl der Kinder. Aus diesem Grund hatte ich mich entschieden meinen anstehenden 100 km in 24 Stunden Marsch mit einem Spendenaufruf zu verbinden. Das gesammelte Geld kommt dem Verein Kicken für Kinder e.V. zugute, der benachteiligte Kinder unterstützt. Durch persönliche Kontakte zu den handelnden Personen weiß ich, dass das Geld zu 100% an die Bedürftigen weitergegeben wird. Ich habe meine Erlebnisse über den Marsch und der Spendenaktion einmal zusammengefasst und wünsche viel Spaß bei der „kleinen Wanderung“.
Erst einmal gilt es „DANKE“ zu sagen! Vielen Dank an alle die bei der Spendenaktion mitgemacht haben und meine Erwartungen mehr als übertroffen haben. Das war wirklich unglaublich! Es hat mir wieder einmal gezeigt was man erreichen kann, wenn man sich für etwas einsetzt und „einfach handelt“!
Die erreichte Spendensumme war vor dem Start 2037, 87 € und ich hatte mir als Zusatzmotivation einen kleinen Handzettel laminiert (am Ende war die Summe noch höher, s.u.), damit ich während des Marsches, falls es mal nicht so gut laufen sollte, einfach einen Blick darauf werfen kann und mir in Erinnerung bringe, dass es viele Menschen gibt denen es schlechter geht als mir und so viel sei verraten er kam auch zum Einsatz!
Der Marschtag an sich fing wenig vielversprechend an. Morgens um 6 Uhr wurde ich durch starken Regen geweckt, im ersten Moment habe ich gedacht oh Mist es regnet aber im nächsten Moment ist mir klar geworden „Oh Fuck“ du läufst heute 24 Stunden durch das Wetter! Noch mal umgedreht und eingeschlafen sah es dann beim Aufstehen doch schon ein wenig besser aus und es regnete nicht mehr wie „aus Kübeln“, sondern es nieselte vor sich hin. Nach einem ausgewogenen Frühstück schien die Zeit nicht verstreichen zu wollen. Die Sachen waren längst gepackt und ich tigerte nur noch durchs Haus wie ein Boxer vor seinem Kampf. Ich war schon voll im Fokus und wollte einfach nur noch loslaufen.
Als es dann endlich soweit war und ich mich auf dem Weg zum Bahnhof machte fiel mir kurz vor dem Bahnhof ein, dass ich mein Startband gar nicht eingepackt hatte! Ich hatte zwar fünf im Auto (für weitere Starter) aber mein eigenes hatte ich vergessen! Auf dem Schreck folgte sofort das handeln, ich wusste mein Zeitfenster erlaubte eine weitere Fahrt nach Hause auch wenn es knapp werden würde. Also habe ich umgehend umgedreht und habe meine Frau angerufen und gebeten das Band kurz rauszubringen, wenn ich vor den Hof fahre. Gesagt getan, meine Frau stand schon bereit und ich habe wie im McDrive nur kurz das Fenster runtergedreht und bin wieder Richtung Bahnhof aufgebrochen. Am Bahnhof angekommen habe ich auf meinem Handy schon gesehen, dass David mehrmals versucht hat mich zu erreichen, da wir den Zug zusammennehmen wollten. Ich hatte keine Zeit für den Rückruf habe meine und die Sachen, die ich anderen Mitstreitern zur Verfügung gestellt habe gepackt und bin im Laufschritt zum Gleis. Oben angekommen hat David schon irritiert gewartet, da er wusste das ich eigentlich sehr frühzeitig da sein wollte. Er hat mir netterweise direkt ein Ticket gezogen, so dass der Mitfahrt mit dem Zug nichts im Wege stand!
Im Zug selber konnte ich den unnötigen Stress gar nicht fassen, gerade unter dem Aspekt, dass ich vorher so viel Zeit „tot geschlagen“ hatte. Aber egal, Haken dran und wieder auf den Marsch freuen. Am Hauptbahnhof München sind wir dann auf unseren nächsten Mitstreiter Chrischi getroffen. Er hatte sich morgens aus Coburg auf dem Weg gemacht. Nun hieß es am Bahnhof Ausrüstung austauschen und Dinge, die er erst bei seiner Rückfahrt wieder braucht im Schließfach zu verstauen. Gesagt getan. Und nun endlich ab in Richtung Start. Wir hatten bis zum Start noch mehr als zweieinhalb Stunden, aber unseren Tisch, den ich in einem Wirtshaus direkt an der U-Bahn Haltestelle reserviert hatte wird bestimmt nicht ewig frei bleiben. Wir kamen auch um Punkt zwei Uhr im Lokal an und waren mehr als glücklich den einzigen reservierten Tisch an dem Tag gehabt zu haben. Denn neben den „einheimischen“ Gästen mischten sich schon viele weitere „Megamarschler“, die den Ort ebenfalls als Treffpunkt oder Ort der Stärkung bis ihr Marsch losgeht ausgesucht haben.
Um 14:30 Uhr kamen dann auch wie vereinbart unsere Mitstreiter Andrea, Madeleine und Marcus. Alles drei Wiederholungstäter, mit denen ich das Unterfangen schon im letzten Jahr (bei schönstem Wetter) angegangen bin. Madeleine ist übrigens diejenige, der wir den ganzen Spaß zu verdanken haben, ich finde das muss auch mal gesagt werden! ;-) Bei der Übergabe der Startunterlagen und einer zünftigen Stärkung verging die Zeit auf einmal wie im Fluge und wir mussten uns richtig sputen um zum Start zu kommen, der ca. 1KM entfernt lag. Vor dem Start noch ein Foto geschossen und dann ging schon um 16 Uhr die erste Startgruppe los. Wir haben uns dabei entsprechend platziert so dass wir bei der Aufstellung unseres Startblockes relativ weit vorne eingeordnet waren. Hier muss mal ein Lob an den Veranstalter ausgesprochen werden, es war in diesem Jahr viel viel besser organisiert und die festen Startzeiten aus meiner Sicht ein Segen. Im letzten Jahr haben wir mehr als eine Stunde im Startblock gestanden bevor wir endlich losgehen konnten, das war dieses Jahr viel angenehmer.
Der Start erfolgte übrigens bei trockenem Wetter, der leichte Nieselregen der beim Gang zum Start eingesetzt hatte, hatte wieder aufgehört. So machten wir uns auf das erste Teilstück bis zur ersten Verpflegungsstation. Am Anfang ist es wie im Jahr zuvor ein wenig holprig in den Tritt zu kommen, da doch noch sehr viele Beine auf engstem Raum unterwegs sind und der erste Abschnitt durch München auch nicht unbedingt attraktiv zu laufen ist. Spätestens an der Isar angekommen hatte sich das aber erledigt. Man hatte ausreichend Platz und „spulte“ die Kilometer einfach runter. Jeder ist an diesem Teil der Strecke auch noch sehr gut drauf, auch wenn der ein oder andere schon die ersten Blasenpflaster kleben musste. Bei mir selbst lief es außerordentlich gut und ich kam in einen sehr guten Tritt. Als ich dann auch noch auf dem Mann mit dem „Haribo-Bären“ getroffen bin habe ich ein sehr gutes Tempo zurückgelegt. Wir sind von ca. KM 17 bis zur ersten Verpflegungsstation bei KM 26 zusammengelaufen und haben uns dabei richtig schön unterhalten. Es ist immer wieder faszinierend was für Geschichten hinter den Menschen stecken! Die Powerstation in Form von alkoholfreiem Bier bei KM 19 haben wir auch einfach links liegen gelassen u unseren „Flow“ nicht zu unterbrechen. An der Verpflegungsstation angekommen ging es darum sich kurz zu stärken, durch das schnelle Tempo war die Station noch sehr übersichtlich von Wanderern besetzt und man konnte sich ohne Probleme versorgen und auch Platz finden. Nach kurzer Zeit kam Marcus ebenfalls an und wir tauschten uns kurz aus bevor ich wieder startete, da ich nicht zu sehr auskühlen wollte. Bevor ich startete fiel mehr noch der Tipp von David ein der meinte, dass Brühe das Wundermittel schlechthin sei, wenn man schon ein paar Kilometer in den Beinen hat. Also nahm ich mir meine Tasse füllte (leider nur lauwarmes) Wasser ein und füllte einige Löffel Brühe ein. Leider war das im Nachhinein nicht die beste Mischung, denn als ich kurz danach in Wolfratshausen war musste ich immer wieder von der Brühe und der Cabanossi etc. aufstoßen. Wirklich keine angenehme Mischung kann ich euch sagen. Aber es blieb beim Aufstoßen und einem unguten Gefühl. Einen anderen Wanderer hatte es da schlechter getroffen, der hat sich am Ortsausgang von Wolfratshausen seiner Stärkung wieder entledigt, wurde aber schon von einigen Wanderern versorgt. Das ist eh das angenehme an dem Megamarsch, es gibt kein Konkurrenzdenken, es geht um das gemeinsame Erlebnis und das Erreichen des Ziels! Wer einen anderen Anspruch hat, ist hier nicht an der richtigen Adresse.
Der zweite Streckenabschnitt war mir noch sehr gut aus dem Vorjahr in Erinnerung und er ging auch ohne Zwischenfälle über die Bühne. Die meiste Zeit war ich wirklich für mich unterwegs und konnte meine Gedanken auch ab und an mal schweifen lassen. Es war mittlerweile kurz vor Mitternacht als ich an der zweiten Verpflegungsstation bei KM 40 angekommen bin. Auch hier war die Anzahl der Wanderer noch sehr übersichtlich und ich konnte ohne Probleme einen Platz ach was sag ich einen ganzen Tisch im inneren des Lokals ergattern. Hier hatte ich geplant mir eine längere Pause zu gönnen und auch die Füße frisch zu versorgen. Ich habe mir einen Tee bestellt, da ich langsam merkte wie ich doch mehr und mehr abkühlte. Draußen war es bis zum jetzigen Zeitpunkt trocken geblieben, aber die Luft kühlte schon stark ab. Nachdem Marcus eingetroffen war, war ich eigentlich schon wieder in der Lage aufzubrechen, habe mir jedoch die Frage gestellt ob es zielführend ist alleine in die Nacht zu starten. Ich habe mich Gott sei Dank dazu entschieden zu warten und nicht alleine aufzubrechen. Andrea und Madeleine kamen auch kurze Zeit später und wir vereinbarten, dass wir durch die Nacht gemeinsamen aufbrechen. Chrischi kam dann schon mit einiger Verzögerung an und deutete direkt an das er wohl aussteigen wird, da ihm schon bewusst war, dass er nicht ins Ziel kommen wird. Das Gleiche war zu dem Zeitpunkt auch von David zu erwarten, da seine Füße schon arg in Mitleidenschaft gezogen waren, so dass ein Marsch über weitere 60 KM eher unrealistisch erschien. Sie nutzten beide den Shuttleservice nach München und drückten uns die Daumen, dass wir es in diesem Jahr ins Ziel schafften.
So brachen wir zu viert auf die Nachetappe auf. Mir ging es trotz der langen Pause von ca. 50 Minuten sehr gut und ich hatte keine Probleme in den Tritt zu kommen. Das einzig weniger angenehme war der einsetzende Regen. Ab dem Start an der zweiten Versorgungsstation regnete es ununterbrochen. Wir ließen uns davon jedoch nicht beirren und spulten die Kilometer runter. Es gab zwar Teilstücke der Strecke, an die man sich aus dem letzten Jahr nicht mehr erinnern konnte, aber es wurde dadurch nicht kurzweiliger im Gegenteil es „ziehte sich“ das erste Mal an dem Tag ziemlich bis man die ersehnten Streckenabschnitte erreichte. Bis KM 50 sind wir auch zusammengeblieben und haben wie im Letzten Jahr einen kurzen Zwischenhalt unter einer Überdachung gemacht. Es war schon ein komisches Gefühl auf einmal keinen Regen von oben zu spüren. Anschließend machten wir uns weiter auf dem Weg durch die Nacht. Leider konnte Andrea unserem Tempo zu diesem Zeitpunkt nicht mehr folgen wodurch wir „nur“ noch zu dritt waren. Sie hat uns dann später informiert, dass sie in Benediktbeuren ausgestiegen ist und sich mit dem Zug in Richtung München begeben hat. Madeleine, Marcus und ich zogen unermüdlich weiter in Richtung Kochel am See. Im letzten Jahr war es zu diesem Teil der Strecke schon eine unerträgliche Qual, da wir aufgrund der falschen Schuhwahl und den daraus resultierenden Blasen unglaubliche Schmerzen hatten. In diesem Jahr war das aber anders und wir zogen unermüdlich weiter. Marcus und ich kamen besser durchs Waldstück als Madeleine und waren daher beim finalen Anstieg vor Kochel nur noch zu zweit. Den haben wir dann auch relativ gut gemeistert, man hat jedoch schon gemerkt das ein „paar Körner“ fehlten. Der langegezogene Abstieg nach Kochel war dann auch noch schlimmer als der Aufstieg, da die Muskulatur durch die Kälte und Nässe einfach nicht mehr voll leistungsfähig war. Endlich in Kochel angekommen war die größte Herausforderung einen Sitzplatz zu finden, da schon einige Wanderer vor Ort waren. Im Gegensatz zum letzten Jahr musste die Sanitätsabteilung von draußen nach drinnen verlegt werden, wodurch einige Plätze fehlten. Wie stark man ausgekühlt war merkte man dann auch erst nach dem man zum Tee gegriffen hat und sich langsam von innen heraus aufgewärmt hat. Schlimm muss es für die Ehrenamtlichen Helfer gewesen sein, die im T-Shirt geholfen haben wo sie konnten. Die Luft war sehr von Feuchtigkeit durchzogen, wodurch sie immer wieder die Fenster geöffnet haben um frische Luft hereinzulassen. Bedauerlicherweise herrschte dabei immer Durchzug was für das Aufwärmen und letztlich der Moral nicht förderlich war. Ich habe mich dann auch entschieden mit einer Chili Concarne nachzuhelfen, die man bei dem Wirt käuflich erwerben konnte. Die hat mir den entsprechen „Wärmekick“ gegeben und ich war bereit weiter auf die Strecke zu gehen. In der Zwischenzeit kam Madeleine auch in Kochel an und Marcus und ich waren uns einig die Pause auszudehnen, da wir ihr angesehen haben, dass sie aussteigen wollte. Wir haben ihr also erst einmal Zeit gegeben und sie dann Motiviert weiter zu machen und nicht (wieder) in Kochel das Handtuch zu werfen. An Fußpflege war zu diesem Zeitpunkt außer an frische (mittlerweile auch schon klamme) Ersatzsocken zu denken. Die Füße waren schon so weit aufgeweicht das weder Tapes noch Blasenpflaster irgendeinen Halt gefunden haben. Wir schwörten uns ein und beschlossen ab jetzt auch immer eng zusammen zu bleiben und nicht vorweg zu laufen. Denn uns war klar spätestens ab jetzt geht es nur noch gemeinsam.
Hinter Kochel wartete mit dem Kesselberg auch direkt der steilste und längste Aufstieg der gesamten Strecke. Und wir waren überrascht wie gut wir diesen gemeistert haben. Wir sind ohne Probleme den Waldweg hochgegangen und haben uns auch nicht von dem Bach der sich auf der Strecke aufgrund des Dauerregens und zum Teil Schneefalls gebildet hat beeinflussen lassen. Oben am Berg haben wir uns dann mit einer Dose Cola (eine für uns drei) belohnt, diese hatte ich mir als Backup bei der Versorgungsstation zwei gekauft und jetzt war genau der richtige Zeitpunkt um sie zu genießen. Der anschließende Weg am Walchensee entlang bis zum nächsten Verpflegungspunkt hat sich dann noch sehr gezogen und mein rechtes Innenband im Knie fing auf einmal an stark zu schmerzen. Aufgeben war keine Option und somit „kämpfte“ ich mich zur Feuerwehr. Leider erwartete uns dort nicht eine Fahrzeughalle voller Bierbänke um zu rasten, vielmehr ging es die Treppe rauf in den Aufenthaltsraum der mäßig bestuhlt war. Ich hatte den Tiefpunkt erreicht. Ich saß auf einem Stuhl und starrte meinen „Spendenzettel“ an. Die Schmerzen im Knie waren fast unerträglich und die komplett durchgenässte Kleidung kam als I-Tüpfelchen hinzu. Meine Rettung war zu diesem Zeitpunkt Madeleine, die Schmerztabletten dabeihatte. Die Tablette hat mich neben zwei kleinen sauren Haribo Teilchen, die wir von Lukas bekommen haben gerettet. Lukas war alleine unterwegs und spielte mit dem Gedanken am Walchensee aufzugeben. Wir konnten ihn jedoch motivieren weiter zu gehen und sich uns anzuschließen. Eine tolle Idee von Marcus hat uns ab dieser Stelle auch sehr dabei geholfen, er kam auf die glorreiche Idee, aus den Rettungsdecken, die wir alle vorsorglich eingepackt hatten, einen „Poncho“ zu basteln, d.h. wir haben ein Loch in die Mitte geschnitten und über den Kopf gestülpt und anschließend die Regenjacken drübergezogen. So blieb uns immerhin ein wenig Körperwärme erhalten und wir kühlten nicht weiter aus. Neu präpariert und legal durch die Schmerztablette gedopt machten wir uns also auf das letzte Teilstück nach Mittenwald. Nach dem die Muskulatur nach den ersten gefühlten Kilometer aufgewärmt war, lief es wieder wirklich sehr gut. Auch Lukas war mit an Bord und der erste Austausch war sehr erfrischend gerade zu erfahren was ihn so antreibt und warum er sich das Thema „antut“ waren sehr interessant. Die positivste Überraschung war jedoch, dass er aus Petershausen kommt, für alle nicht ortskundigen, das ist der Ort wo ich mittags in den Zug gestiegen bin. Zu meiner zusätzlichen Motivation hat er mir dann sogar angeboten mich mit dem Auto nach Hause zu nehmen, da seine Freundin ihn abholt! Wenn das mal nicht positive Nachrichten waren! Der Marsch an sich ging wirklich gut von der Hand bzw. den Füßen. Auch die letzten längeren Aufstiege hinter dem Walchensee stellten kein Problem dar. Das einzige was zermürbend war, war die Tatsache, dass die Kilometer gefühlt nicht weniger wurden. Da halfen auch die Markierungen die mittlerweile alle fünf Kilometer aufgestellt waren wirklich nicht viel. Wir merkten alle das wir immer mehr physisch als auch psychisch an unser Leistungsmaximum angellangt sind. Wir motivierten uns immer wieder mit der Tatsache das wir es dieses Jahr wirklich durchziehen und ins Ziel kommen. Aufgeben war zu diesem Zeitpunkt so oder so keine Option mehr! Ich hatte auch dann mal angeregt das wir uns einmal bewusst machen sollten wie viel Menschen auf der Welt gerade parallel unterwegs sind und dabei wahrscheinlich noch stärkere Strapazen auf sich nehmen. Dabei sind noch zwei Punkte zu beachten, einmal waren wir sehr gut ausgerüstet aber vor allem machten wir das freiwillig und das kann man von den ganzen Flüchtlingen auf der Welt sicher nicht behaupten! Der Gedanke daran ließ uns wirklich nachdenklich werden und spornte uns umso mehr an, weil uns bewusstgeworden ist wie gut es uns trotz der aktuellen Situation eigentlich geht.
Die letzten zehn Kilometer haben sich dann auch noch mal ordentlich über die schönen Buckelwiesen vor Mittenwald gezogen. Die Sehenswürdigkeiten des Jakobswegs, den man an dieser Stelle entlang geht konnten da auch keine Abhilfe schaffen. Ab Kilometer 95 haben wir Lukas dann auch ein Stück weit zurückgelassen. Wir waren in unserem Tempo und wollten das jetzt nicht mehr aufs Spiel setzen. Die Stelle war eh erreicht, dass er ab hier auch durchziehen wird. Marcus, Madeleine und ich zogen somit durch. Auch die letzte Steigung direkt vor Mittenwald mit dem Abstieg direkt zum Ortschild stellten keine Herausforderung mehr da. Wir mussten den Abstieg im Gegensatz zu anderen Wanderern auch nicht rückwärts bewältigen, sondern konnten uns „normal“ weiterbewegen. Die letzten Kilometer in Mittenwald waren dann wirklich dir Kür. Man spürte keine Schmerzen mehr und führte sich vor Augen das man es wirklich geschafft hat. Ab 300 Meter vor dem Ziel war dann auch gefühlstechnisch kein Halten mehr angesagt und das Wasser flutete auch die Augen. Wir liefen Hand in Hand über die Ziellinie und weinten vor Glück. Der Siegerschrei war bestimmt sehr gut zu hören gewesen! Überglücklich fielen wir uns in die Arme und waren einfach nur Stolz. Nach kurzer Regeneration mit einem Siegerbier haben wir noch unsere Siegerfotos gemacht, um diesen Moment für immer festzuhalten. Zu unserer Freude kam Lukas auch wie erwartet ins Ziel, er wurde die letzten zwei Kilometer von seiner Freundin begleitet, die ihm vom Ziel entgegengegangen ist. Was für eine tolle Aktion!
Es war ein unbeschreibliches Gefühl was einem gerade aufgrund des Wetters an seine Grenze gebracht hat. Von 3.000 gestarteten Teilnehmer kamen 670 offiziell ins Ziel wobei die Zahl wohl noch nach unten korrigiert gehört, da es Teilnehmer gab, die die Strecke wohl zum Teil motorisiert zurückgelegt haben. Irgendwie kann ich es nicht verstehen sich in solch einer Situation selbst zu veräppeln, aber gut jeder hat seine Gründe. Wir können für uns jedenfalls behaupten, und ich glaub man sieht es auch ganz gut auf den Zielfotos, das wir 100km in 24 Stunden fast ununterbrochen durch Regen und zum Teil Schneegraupel durchgegangen sind. Es war ein tolles Erlebnis was ich jedoch so schnell nicht wieder wiederholen werde.
Der beste Nebeneffekt war aber natürlich, dass durch die Zielerreichung das Rumrechnen bzgl. der Spendengelder weggefallen ist. Denn somit wurden die Zieleinlaufprämien fällig und nicht die Summe, die sich anhand der erreichten Kilometer ergeben hätte. Einzig eine ausgelobte Sprintprämie konnte ich leider nicht erreichen da wir exakt 24 Stunden unterwegs waren, aber damit kann ich leben. Ich bin Stolz mit dem Marsch 2.426,61€ !!!!! für bedürftige Kinder eingesammelt zu haben. Es zeigt mir einmal mehr das man „einfach machen muss“ dann kann auch jeder Einzelne etwas bewegen. Man muss nicht immer auf andere schauen und sagen was soll ich alleine denn bewegen. Das sind faule Ausreden denn jeder kann etwas bewegen.
Also raus mit euch und bewegt die Welt zum Positiven. Wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet wird die Welt im Ganzen besser. Es muss ja nicht gleich ein Spendenmarsch in diesem Umfang sein, es gibt doch auch viele kleine Möglichkeiten im täglichen Leben. Wie wäre es z.B. bedürftigen Menschen aktiv Hilfe anzubieten und da gibt es wirklich „viele Kleinigkeiten“ im Alltag, wie z.B. den Platz in der U-Bahn anbieten, Blinden Menschen bei der Orientierung helfen oder oder oder. Geht mit offenen Augen durchs Leben und schaut nicht nur auf euch selbst, sondern auch auf euer unmittelbares Umfeld. Denn unter uns, man darf es nicht dafür tun aber man bekommt immer etwas zurück, sei es ein Lächeln, das einem den Tag versüßt, oder wie in meinem Fall eine komfortable Rückfahrt von Mittenwald nach Petershausen in einem PKW.
Fazit:
3,5 kg Gewicht in 24 Stunden verloren
ca. 12 Liter Flüssigkeit aufgenommen (ca.11 Liter Wasser)
zwei kleine Blasen an den Füßen
stark gereiztes rechtes Knieinnenband
nicht mehr meßbarer Stolz 1. den Marsch beendet zu haben und
2. die Summe für Kinder damit gesammelt zu haben
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